
Quelle: New York Times January 4, 2003
Meiner Ansicht nach würde die Wissenschaft viel populärer werden, wenn man ein Prozent der Gelder, die man derzeit für wissenschaftliche Forschung ausgibt, in Forschungsgebiete leitete, die für den Steuerzahler von wirklichem Interesse sind.
Für welche Forschung Geld ausgegeben wird, wird vom wissenschaftlichen Establishment, den großen Firmen und der staatlichen Bürokratie bestimmt. Die Verwaltung der Wissenschaft ist weder rechenschaftspflichtig gegenüber den Wählern, noch wird sie in demokratischem Geist ausgeübt.
Ich schlage vor, dass man 99 Prozent der Forschungsgelder auf die gewohnte Weise verteilt. Doch ein Prozent sollte man für Dinge reservieren, die der Neugier des wissenschaftlichen Laien entgegenkommen. Schließlich finanziert er mit seinen Steuergeldern sämtliche öffentlich geförderte Forschung. Dazu müßte man ein gesondertes Gremium schaffen, das zum Beispiel "Bundesentdeckungszentrum" oder ähnlich heißen könnte.
Dieses Zentrum würde von einem Gremium geleitet werden, in dem vielfältige Interessen vertreten sind, unter anderem durch Nichtregierungsorganisationen, Schulen und verschiedenste Vereinigungen. Einzelpersonen könnten Vorschläge per Internet einreichen. Regionale und überregionale Organisationen könnten für Projekte werben. Mögliche Forschungsthemen könnten in den Medien diskutiert werden.
Diese neue Einrichtung würde die Wissenschaft für junge Leute attraktiver machen, sie würde allgemein das Interesse an wissenschaftlichem Denken und dem Erkunden neuer Hypothesen anregen und insgesamt die beklagenswerten Barrieren gegenüber der Wissenschaft abbauen helfen, die in den Köpfen vieler Menschen heute leider vorhanden sind.
Rupert Shelrake, Biologe und Autor
Deutsch von Helmut Lasarcyk
An excerpt from the New York Times special feature Today's Visions of the Science of Tomorrow.